20. Sep 2025,
Trauer ist ein großes Gefühl, das es gilt, anzunehmen und zu würdigen.
Trauer, ist ein seelischer Schmerz, nach einem Verlust oder Unglück. Im Lateinischen heißt die Trauer “Conploratus”, die Klage, die Wehklage oder Beklagung.
In meinen Worten würde ich übersetzen, wir beklagen unser Leid. Weil wir verlassen worden sind, weil wir etwas verloren haben oder weil wir uns an früheres Leid erinnern.
Trauer ist eine tiefe und große Emotion, die wir Menschen erleben, wenn wir etwas verloren haben, das uns lieb und wichtig war.
Bei Trauer denkt jeder von uns sofort an die Trauer nach einem Verlust von Ehepartner, Beziehungen, Kindern oder Tiere.
Wenn ein lieber Mensch oder ein Tier von uns geht, dann erleben wir eine tiefe Trauer.
In unserer Gesellschaft ist die Trauer ein Gefühl, das wir nicht gerne fühlen. Denn sie erinnert uns immer an ein Leid.
Schon als kleine Kinder wird uns beigebracht, dass wir doch nicht traurig sein müssten. Unsere Eltern uns natürlich das beigebracht haben, was sie selbst erlebt haben. In Zeiten des Krieges, in dem meine Eltern aufgewachsen sind, gab es keinen Raum für Trauer, denn die war allgegenwärtig. Da war es überlebenswichtig sie auszugrenzen.
Dass wir Menschen nicht gerne Trauer fühlen, ist daher nachvollziehbar.
Doch wir Menschen sind fühlige Wesen. Wir können eine große Palette an Emotionen fühlen. Da ist noch die Wut, Angst, Scham, Freude, Liebe oder Zufriedenheit.
Wir möchten alle nur die positiven Gefühle fühlen und erleben. Die “negativen” werden ausgeklammert. Doch es gibt nur alle oder keine. Meiner Erfahrung nach können wir keine echte und tiefe Liebe fühlen, wenn wir uns nicht der Trauer, Wut und Scham in uns zuwenden.
Wichtig ist immer, wie wir als Kind gelernt haben, mit Gefühlen wie Trauer, Wut und Scham umzugehen.
Wenn unser Umfeld ihre Gefühle auch nicht gezeigt hat und sie damit eingeschlossen hat, dann werden wir das als Kind übernehmen und es als normal empfinden, unsere Gefühle nicht zu zeigen. Eltern, die ihre eigenen Gefühle nicht zeigen können, können auch mit den Gefühlen der Kinder nicht umgehen und werden die Erziehung so gestalten, dass diese Gefühle nicht gezeigt werden. Zeigen wir unsere Gefühle trotzdem, werden wir als Kinder bestraft. Mit Liebesentzug, Nichtbeachtung oder mehr. Das gibt uns als Kind die Erfahrung, dass unsere Gefühle schlecht und falsch sind und damit wir selbst, denn wir sind ja unsere Gefühle.
Somit bleiben wichtige und essenzielle Gefühle im innersten, werden weggesperrt und werden dann meist ausagiert. Denn irgendwie müssen sich die Emotionen ja zeigen, denn die wollen gesehen und gehört werden.
Aus meiner Erfahrung gehe ich davon aus, dass wir uns alle Überlebensstrategien zulegen, damit wir uns nicht falsch und schlecht fühlen.
Jetzt spanne ich den Bogen wieder zurück zur Trauer, die wir ja auch nicht ausleben durften. Wir wurden nicht getröstet, wenn wir etwas Trauriges erlebt haben und sie wurde nicht ernstgenommen.
Somit haben wir nie gelernt, uns mit Trauer auseinanderzusetzen. Wir haben nie gelernt, dass Trauer ein wichtiger Prozess in unserer Entwicklung ist, die uns wachsen und entfalten lässt.
In meinem Umfeld gibt es immer mehr Fälle von Verlust geliebter Menschen. Das mag an meinem Alter liegen, da meine Eltern und auch die Verwandtschaft immer älter wird und alle in die Jahre kommen, wo sie aus dem Leben gehen.
Dabei erlebe ich, dass die Trauer dann als unmenschlich, ungerecht und als nicht aushaltbar erlebt wird.
Da höre ich von Menschen, die ihre Trauer um einen geliebten Menschen auch nach vielen Jahren nicht loslassen können.
Das ist keine Wertung, denn jeder Mensch geht mit Trauer anders um, und das ist wichtig zu wissen. Es gibt keine allgemein gültige Regel. In einem Trauerprozess durchläuft man verschiedene Phasen, ob ein geliebter Mensch ging, oder die Puppe aus Kindheitstagen verloren ging.
In dem Moment ist jede Trauer tief, hinterlässt Spuren und braucht seine Zeit.
Doch ist es wichtig, die Trauer zu würdigen und anzunehmen, als das, was sie ist, egal wie alt man ist oder was verloren wurde.
Trauer ist ein wichtiges Gefühl, um innerlich zu wachsen.
Wer als Kind nicht gelernt hat, dass die Trauer da sein darf, tut sich im weiteren Leben oft dann schwerer, wenn ein Trauerfall eintritt, diese dann da sein zu lassen und sie als Entwicklungsschritt anzunehmen.
Das Leben beinhaltet alles. Freude, Glück, Liebe, Zufriedenheit, Lust, Wohlbefinden, Lachen und auch, Wut, Trauer, Resignation und Scham.
Je älter ich werde, umso mehr wird mir bewusst, dass es immens wichtig ist, alle unsere Emotionen zu spüren, zu fühlen und da sein zu lassen. Nur so entwickeln wir uns zu einem seelisch, körperlich und geistig gesunden Menschen.
Ich wünsche dir große, tiefe und echte Gefühle.
Herzlichst
Monika