07. Nov 2024,
Wissenswertes über unsere Ängste. Ursachen und Symptome von Angstörungen, Panikattacken und Phobien.
"Niemand rettet uns, ausser wir selbst. Niemand kann und niemand darf das. Wir müssen selbst den Weg gehen" Buddha
Ängste begleiten uns unser ganzes Leben. Wir lernen die Angst schon als kleinstes Kind kennen. Wahrscheinlich schon im Mutterleib oder sogar noch früher. Teilweise werden wir noch mit Angst erzogen. Angst vor Liebesentzug, Angst vor Konsequenzen und noch vieles mehr. Da ist der Fantasie leider keine Grenzen gesetzt.
Jeder Mensch kennt Ängste in verschiedenen Bereichen. Grundsätzlich ist das ein gesunder Aspekt in unserem Leben.
Ängste sind etwas, das wir als Mensch brauchen, um zu überleben. Ohne Angst würden wir ohne zu schauen, die Straße überqueren. Wir würden zu schnell Auto fahren und ohne Angst von Brücken springen.
Jeder Mensch geht mit Ängsten anders um. Frauen sind meist ängstlicher als Männer, doch Frauen können ihre Ängste besser verbalisieren. Für Männer ist das oft noch ein Tabuthema.
Ängste lassen uns vorsichtiger agieren. Lassen uns überlegt handeln, vernünftig sein oder etwas gar nicht tun.
Doch wann sind Ängste pathologisch?
Ängste können unser Leben bestimmen. Wenn ich vor lauter Angst nicht mehr in den Urlaub fahre, obwohl das mein sehnlichster Wunsch ist, oder ich vor Sorge um andere nicht mehr schlafen kann. Wenn Ängste mich aufhalten etwas zu tun, was ich machen möchte.
Lass uns nun anschauen, welche Angststörungen es gibt, welche Ursache sie haben kann und welche Lösung es dafür gibt.
Wie unterscheide ich jetzt, wann ist es eine gesunde Angst und wann ist es eine sogenannte Angst- und Panikstörung? Und was ist der Unterschied zwischen Angststörungen und Phobien?
Eine gesunde Angst lässt uns schlafen, gelassen sein und geht wieder vorüber, sobald die Gefahrensituation vorbei ist. Bei einer gesunden Angst bekommen wir kurz Herzklopfen und geraten ins Schwitzen, doch das lässt schnell wieder nach und unser Körper reagiert wieder ganz normal. Viele von uns haben eine gute Resilienz, um darauf adäquat zu reagieren.
Bei Angststörungen schaut das alles anders aus. Es werden verschiedene Angststörungen unterschieden. Generalisierte Angststörung, Panikstörungen / Panikattacken, Phobien, Zwänge, Ängste bei Belastungsstörungen, Neurosen oder Krankheiten, die mit Ängsten einhergehen, z. B. Schizophrenie oder Depressionen oder durch Medikamente hervorgerufen.
Angststörungen lassen sich noch in zwei Kategorien unterteilen. Mit konkreter Ursache und ohne konkrete Ursache.
Mit konkreter Ursache werden Phobien genannt, "z. B." Spinnenphobie, soziale Phobie und Agoraphobie. Unkonkrete Ursachen haben Panikstörungen und generalisierte Angststörungen.
Bei einer Angststörung, der generalisierten Angst, ist die Angst immer gegenwärtig und beeinträchtigt das persönliche und berufliche Leben. Man ist in ständiger Sorge und in Angst um Angehörige oder Familienmitglieder. Man hat immer die Befürchtung, dass jemand krank werden könnte oder dass jemanden etwas passieren könnte. Zusätzlich kommen noch körperliche Symptome wie Herzklopfen, Zittern, Schwitzen, Schlaflosigkeit und Anspannung hinzu.
Eine Panikattacke kann bei Phobien auftreten, wenn man in visuellen oder direkten Kontakt mit dem Auslöser kommt. Sie kann jedoch auch ganz autonom auftreten, ohne jede Vorwarnung. Sozusagen aus heiterem Himmel. Die Ursachen sind hier nur schwer zu identifizieren. Doch aus meiner Erfahrung heraus, sind gravierende Lebensthemen blockiert und da braucht es meist nur einen kleinen psychischen Auslöser, der dann das Fass zum Überlaufen bringt.
Symptome einer Panikattacke sind Herzrasen, Atemnot, Schweißausbrüche, Zittern, Übelkeit und Furcht zu sterben.
Phobien sind Ängste vor Tieren, Zahnarztbesuche, Flugreisen, Schiffsreisen oder auch soziale Phobien wie z.B. Ängste vor Menschenansammlungen, leeren Plätzen oder öffentliches Reden.
Bei einer Phobie reagiert man auf die Auslöser mit extremen und für andere nicht nachvollziehbaren Reaktionen. Diese Reaktionen ziehen auch körperliche Befindlichkeiten nach sich. Wie Schweißausbrüche, Zittern, Herzrasen, Schwindel, innere Unruhe, Beklemmung und auch Panikattacken.
Der Unterschied der Phobie zu einer Angststörung ist der, dass bei der Phobie Vermeidungsverhalten aktiv ist. Bei einer sozialen Phobie wird eine Menschenansammlung gemieden, oder offene Plätze bei der Agoraphobie.
Die Ursachen der Angststörungen und auch der Phobien sind meist unbekannt. Stress kann Ängste auslösen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch und auch Traumata. Doch die Ursachen sind so individuell wie die Menschen selbst.
Nicht jede/r reagiert auf ein Trauma mit Ängsten, Neurosen oder Phobien.
Die Forschung geht davon aus, dass die Möglichkeit an einer Angststörung zu erkranken, es sowohl genetische, als auch sozialisationsbedingte Auslöser gibt.
Fragen wie, mit welchem Beispiel gehen die Eltern voran? Wie wird innerhalb der Familie mit Ängsten umgegangen? Sind sie selbst eher ängstlich oder eher mutig in ihrem Leben? Sind wir überbehütet aufgewachsen und haben wir gelernt, dass die Welt ein gefährlicher Ort ist? DieseFragen sind essentiell, um die Ursache zu erkunden.
Viele Angststörungen entstehen auch in der Kindheit. Wenn keine Bindung, Kontakt und Vertrauen erlebt wurde, reagieren Kinder mit Unsicherheit und Hilflosigkeit in ihrem weiteren Leben. Sie erleben die Welt als unsicher, gefährlich und nicht vertrauensvoll.
Ängste können jedoch auch eine Strategie sein, um sich mit den wesentlichen Fragen und Themen des Lebens nicht auseinandersetzen zu müssen. Zum Beispiel „Bin ich noch mit dem richtigen Partner zusammen?“ „Will ich diesen Beruf denn noch?“ „Bin ich noch richtig in meinem Leben?“
Wer Angststörungen für sich kennt, der weiß wahrscheinlich auch um das Phänomen „Die Angst vor der Angst“. Sie ist nicht spezifisch auf eine Angststörung zugeordnet, sondern kann bei jede/m auftreten. Wer schon mal eine oder mehrere Panikattacken erlebt hat, weiß um die Angst vor der Angst. Weil man nie weiß, wann wieder eine nächste Panikattacke eintritt. Auch bei Phobien tritt dies auf, weil man ja nie genau weiß, wann wieder die Spinne, eine Schlange oder eine Maus auftaucht.
Fühlst du dich bei einem dieser Ängste angesprochen? Kommst du auch immer wieder in einen Zustand der Angst und kommst nicht weiter?
Ängste sind, wie oben schon angesprochen, in gewisserweise ein normaler gesunder Anteil von uns. Doch wenn uns diese Ängste Raum zu leben nehmen, fehlt es uns an Lebendigkeit und Lebensfreude.
Die Psychotherapie empfiehlt Verhaltenstherapie und Entspannungsverfahren wie progressive Muskelentspannung. Doch, wenn das nichts hilft?
Sich die Ängste wegdenken, weg atmen oder meditieren kann hilfreich sein, doch es wird keine Heilung in dem Sinne bringen.
Wichtig wäre für mich, dass man sich nicht selbst verurteilt, weil man Ängste hat oder Phobien und dass man sich der Ängste bewusst ist. Solange man meint, dass die Angst, die das Leben bestimmt, normal ist, findet sich auch kein Weg heraus aus dieser Spirale.
Auch zeigt sich bei vielen Menschen eine Scham darüber, dass sie sich vor Spinnen fürchten, nicht ins Flugzeug steigen können oder Angst vor Menschenmassen haben. Die Scham verstärkt diese Angst sogar noch, weil man sich durch die Scham niemanden anvertrauen kann.
Ängste sind an sich nichts schlimmes, nur der Grad der Angst ist es, was unser Leben beeinflusst und blockiert. Darum drücken wir unsere Ängste weg, wir wollen sie nicht spüren, mit niemanden darüber reden und sie nicht wahrhaben. Doch das ist genau der springende Punkt. Je mehr wir sie wegdrücken, umso mehr kommen sie wieder. Wir werden sie immer drängender spüren, bis wir uns mit der Angst beschäftigen und sie annehmen als das, was sie ist. Ein Wegweiser für unsere inneren Themen und Verletzungen.
Wenn du bereit bist, dich tief auf deine Lebensthemen einzulassen, lernst du zu verstehen, was deine Ängste dir aufzeigen und mitteilen möchten.
Dabei ist es meist sinnvoll, sich einen vertrauensvollen Therapeuten zu suchen.
Letztlich ist die Versöhnung mit der Angst, eine Versöhnung mit deinem Leben.
Mögest du frei von Angst und glücklich leben.
Hier noch eine Geschichte von der Angst.
Der ängstliche Löwe
Sie spielt in der wunderschönen afrikanischen Savanne. Irgendwo hatte ein Löwe sein Rudel verloren. Bereits seit 20 Tagen durchstreifte er die Savanne und suchte vergeblich nach seinen Artgenossen. Inzwischen war er sehr hungrig und durstig. Außerdem war er sehr verängstigt, weil er ganz alleine war.
Dann entdeckte er ein Wasserloch. Er nahm all seine Kraft zusammen und rannte zu dieser Wasserstelle. Da er kurz vor dem Verdursten war, musste er sie unbedingt erreichen, um an das lebensnotwendige Wasser zu gelangen. Als er schließlich angekommen war, sah er einen durstigen Löwen, der sich im Wasser spiegelte. Daher rannte er davon und dachte sich: “Diese Wasserstelle gehört bereits einem anderen Löwen.”
Die folgende Nacht verbrachte er ganz in der Nähe der Wasserstelle. Allerdings wagte er es nicht, noch einmal zu ihr zu gehen. Wenn der Löwe, dem diese Stelle gehörte, zurückkehrte, dann würde er ihn vermutlich angreifen, weil er sich seiner Wasserstelle genähert hatte. Und da der durstige Löwe sehr schwach war, hätte er sich nicht verteidigen können. So verging ein weiterer Tag und die Sonne brannte unerbittlich.
Schließlich hielt es der Löwe nicht mehr aus, sein Durst war einfach zu stark. Daher entschied er sich, das Risiko einzugehen und näherte sich vorsichtig der Wasserstelle.
Als er am Wasser angekommen war, sah er wieder den anderen Löwen. Aber er hatte so viel Durst, dass er sich nicht weiter um ihn kümmerte. Stattdessen senkte er den Kopf und trank von dem kühlen Wasser. Genau in diesem Augenblick verschwand auch der andere Löwe. Was dieser ängstliche Löwe gesehen hatte, war nur sein eigenes Spiegelbild.
So sind unsere Ängste. Sie verschwinden in dem Moment, in dem wir uns ihnen stellen.